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BonpagoAug 27, 2025 9:00:00 AM7 min read

Effektives Change Management: Das Lewin-Modell in der Praxis

Effektives Change Management: Das Lewin-Modell in der Praxis
12:39
 

Die Statistik ist ernüchternd: Sieben von zehn Transformationsprojekten erreichen ihre Ziele nicht oder werden vorzeitig beendet. Besonders in der öffentlichen Verwaltung und in etablierten Organisationen zeigt sich, dass technische Lösungen allein nicht ausreichen. Der entscheidende Faktor liegt im systematischen Management des Wandels – und hier bietet das Lewin Change Management einen bewährten Rahmen für nachhaltige Veränderungen.

Kurt Lewins 3-Phasen-Modell aus den 1940er Jahren erweist sich heute als besonders wertvoll für Führungskräfte, die komplexe Digitalisierungsvorhaben erfolgreich umsetzen müssen. Anders als moderne Change Management Theorien fokussiert sich Lewins Ansatz auf die fundamentalen psychologischen Mechanismen des Wandels und bietet damit eine solide Basis für langfristige Transformation.

Manager arbeitet am Laptop mit Notizen und Wachstumsdiagramm im Hintergrund.

Die drei Phasen des Lewin Change Management Modells in der Praxis

Das Kurt Lewin Change Management Model basiert auf der Metapher des Eisblocks: Bestehende Strukturen müssen erst aufgetaut (Unfreeze), dann geformt (Change) und schließlich wieder stabilisiert werden (Refreeze). Diese scheinbar simple Logik birgt jedoch komplexe Herausforderungen, die Sie als Entscheider systematisch angehen können.

Phase 1: Unfreeze – Den Wandel vorbereiten

In der Unfreeze-Phase geht es darum, bestehende Gewohnheiten, Prozesse und Denkweisen aufzulösen. Für CFOs und IT-Leiter bedeutet dies konkret: Sie müssen eine überzeugende Notwendigkeit für den Wandel schaffen und Widerstände abbauen.

Ein praktisches Beispiel aus der Verwaltungsdigitalisierung: Eine Stadtverwaltung wollte ihre Rechnungsbearbeitung digitalisieren. Statt sofort neue Software einzuführen, investierte das Management zunächst drei Monate in die Unfreezing-Phase. Sie dokumentierten systematisch die Ineffizienzen des bisherigen Papierverfahrens, führten Mitarbeitergespräche und präsentierten konkrete Zahlen zu Bearbeitungszeiten und Fehlerquoten.

Das Ergebnis: 15 Tage Durchlaufzeit pro Rechnung, 23 Prozent Fehlerquote bei manueller Dateneingabe und 40 Stunden wöchentliche Mehrarbeit durch Rückfragen. Diese Fakten schufen die notwendige Bereitschaft für Veränderung – ohne Druck oder Vorwürfe.

Phase 2: Change – Die eigentliche Transformation

Die Change-Phase ist der sichtbarste Teil der Transformation, birgt aber auch die größten Risiken. Hier implementieren Sie neue Systeme, Prozesse und Arbeitsweisen. Lewins Change Management betont dabei die Bedeutung von Partizipation und kontinuierlicher Kommunikation.

Erfolgskritisch ist die schrittweise Einführung: Anstatt alle Prozesse gleichzeitig zu ändern, empfiehlt sich ein modularer Ansatz. Die erwähnte Stadtverwaltung führte zunächst nur die Rechnungserfassung digital ein, behielt aber die Freigabeprozesse vorerst bei. Nach vier Wochen Stabilisierung folgte die digitale Freigabe, weitere vier Wochen später das automatisierte Reporting.

Entscheidend für den Erfolg war die intensive Begleitung: Tägliche kurze Stand-ups in den ersten zwei Wochen, wöchentliche Feedback-Runden und die Möglichkeit, Prozesse basierend auf Praxiserfahrungen anzupassen. So reduzierte sich die anfängliche Skepsis der Mitarbeiter in messbare Akzeptanz.

Phase 3: Refreeze – Neue Standards etablieren

Die Refreeze-Phase wird oft unterschätzt, ist aber entscheidend für nachhaltigen Erfolg. Hier geht es darum, neue Arbeitsweisen als Standard zu etablieren und Rückfälle zu verhindern. Ohne systematisches Refreezing kehren Organisationen häufig zu alten Mustern zurück.

Konkrete Maßnahmen umfassen die Anpassung von Stellenbeschreibungen, die Integration neuer Prozesse in Qualitätsmanagement-Systeme und die Etablierung regelmäßiger Erfolgskontrollen. Die Stadtverwaltung führte beispielsweise monatliche Kennzahlen-Reviews ein und dokumentierte Best Practices für die Übertragung auf andere Abteilungen.

Change Management Theories: Warum Lewin heute noch relevant ist

Moderne Change Management Models wie Kotter, ADKAR oder agile Ansätze bieten zweifellos wertvolle Ergänzungen. Doch Lewins Change Management Model behält seine Relevanz durch drei zentrale Stärken:

Erstens die psychologische Fundierung: Lewin erkannte, dass Veränderung immer gegen bestehende Kräfte arbeitet. Sein Kraftfeldmodell hilft dabei, Widerstände und Unterstützer systematisch zu identifizieren und zu beeinflussen.

Zweitens die Betonung der Stabilisierung: Während viele moderne Ansätze kontinuierlichen Wandel propagieren, zeigt die Praxis, dass Organisationen auch Phasen der Konsolidierung benötigen. Gerade in regulierten Umgebungen wie Banken oder öffentlicher Verwaltung ist diese Stabilität compliance-relevant.

Drittens die universelle Anwendbarkeit: Das 3-Phasen-Modell funktioniert sowohl bei technischen Implementierungen als auch bei kulturellen Transformationen. Ein Automobilzulieferer nutzte beispielsweise Lewins Ansatz erfolgreich für die Einführung eines neuen ERP-Systems in fünf europäischen Werken.

Praktische Anwendung: Change Management Unfreeze Change Refreeze

Für die konkrete Umsetzung des Lewin Change Management haben sich folgende Erfolgsfaktoren bewährt:

In der Unfreeze-Phase sollten Sie mindestens 30 Prozent der Gesamtprojektzeit einplanen. Typische Aktivitäten umfassen Stakeholder-Analysen, Kommunikationsstrategien und die Schaffung einer "Burning Platform" – also die überzeugende Darstellung, warum Veränderung unvermeidlich ist.

Ein Finanzdienstleister dokumentierte beispielsweise die steigenden Compliance-Anforderungen und deren Auswirkungen auf manuelle Prozesse. Das Ergebnis: 40 Prozent mehr Aufwand für Dokumentation bei gleichzeitig steigendem Fehlerrisiko. Diese Zahlen schufen die notwendige Änderungsbereitschaft für die Automatisierung der Meldewesen-Prozesse.

Die Change-Phase erfordert intensive Führungsarbeit. Studien zeigen, dass erfolgreiche Transformationen 75 Prozent mehr Führungszeit beanspruchen als normale Geschäftstätigkeit. Planen Sie daher bewusst Ressourcen für Change-Kommunikation, Schulungen und Prozessanpassungen ein.

Besonders bewährt hat sich die Etablierung von Change Champions – Mitarbeiter, die als Multiplikatoren fungieren und Feedback aus der Organisation zurückspiegeln. Diese sollten nicht nur fachlich kompetent, sondern auch in der Organisation respektiert sein.

Geschäftsmann präsentiert Prozessschritte mit Zahnrädern und Wachstumspfeil.

Change Management 3 Phasen: Erfolgsmessung und KPIs

Erfolgreiche Anwendung des Lewin Change Management Models erfordert messbare Erfolgskriterien für jede Phase. In der Unfreeze-Phase können Sie Indikatoren wie Teilnahme an Informationsveranstaltungen, Feedback-Qualität oder Anzahl proaktiver Verbesserungsvorschläge heranziehen.

Während der Change-Phase stehen operative Kennzahlen im Fokus: Systemverfügbarkeit, Bearbeitungszeiten, Fehlerquoten und Nutzerakzeptanz. Ein Konzern im Automobilbereich definierte beispielsweise als Ziel eine Nutzerakzeptanz von mindestens 80 Prozent nach vier Wochen Produktiveinsatz.

Die Refreeze-Phase erfordert langfristige Indikatoren: Prozessstabilität über mindestens sechs Monate, Reduktion von Support-Anfragen um 70 Prozent und Integration der neuen Arbeitsweisen in Standard-Schulungsprogramme.

Entscheidend ist dabei die Transparenz der Messungen. Regelmäßige Erfolgsberichte an Stakeholder schaffen Vertrauen und demonstrieren den ROI der Veränderungsinitiative. Eine öffentliche Verwaltung konnte beispielsweise durch transparente Erfolgsmessung die Akzeptanz für weitere Digitalisierungsprojekte signifikant steigern.

Lewins Change Management Model in regulierten Umgebungen

Besondere Aufmerksamkeit verdient die Anwendung des Lewin Change Management in compliance-kritischen Bereichen. Banken, Versicherungen und öffentliche Verwaltungen unterliegen strengen regulatorischen Anforderungen, die Flexibilität in Change-Prozessen einschränken können.

Hier zeigt sich ein weiterer Vorteil von Lewins Ansatz: Die klare Phaseneinteilung ermöglicht systematische Dokumentation und Nachvollziehbarkeit. Jede Phase kann mit entsprechenden Freigabeprozessen, Risikobeurteilungen und Compliance-Prüfungen versehen werden.

Ein praktisches Beispiel: Eine Regionalbank nutzte das 3-Phasen-Modell für die Einführung eines neuen Kreditbearbeitungssystems. In der Unfreeze-Phase erfolgte eine umfassende Regulatorik-Prüfung, die Change-Phase wurde durch kontinuierliche Compliance-Kontrollen begleitet, und die Refreeze-Phase umfasste die Aktualisierung aller relevanten Handbücher und Prozessbeschreibungen.

Das Ergebnis: Erfolgreiche Systemeinführung ohne regulatorische Beanstandungen und 30 Prozent kürzere Bearbeitungszeiten bei gleichzeitig verbesserter Dokumentationsqualität.

Theories of Change Management: Integration und Weiterentwicklung

Moderne Change Management Theories ergänzen Lewins Grundmodell um wichtige Aspekte wie Agilität, kontinuierliches Lernen oder digitale Transformation. Erfolgreiche Praktiker kombinieren daher verschiedene Ansätze je nach Kontext und Zielsetzung.

Für IT-Transformationen empfiehlt sich beispielsweise die Kombination des Lewin Change Management mit agilen Methoden: Die Unfreeze-Phase folgt klassisch Lewins Logik, während die Change-Phase in Sprints organisiert wird. Die Refreeze-Phase integriert dann die Erkenntnisse aus allen Iterationen in stabile Prozesse.

Ein Technologiekonzern nutzte diesen hybriden Ansatz erfolgreich für die Migration seiner gesamten Finanzberichterstattung in die Cloud. Die Unfreeze-Phase umfasste sechs Monate intensive Vorbereitung, die Change-Phase wurde in vierwöchigen Sprints über acht Monate durchgeführt, und die Refreeze-Phase etablierte die neuen Standards über weitere vier Monate.

Entscheidend für den Erfolg war die bewusste Entscheidung für die passende Change Management Theory je nach Projektphase und Anforderung.

ROI und Erfolgsfaktoren des Lewin Change Management

Investitionen in systematisches Change Management nach Lewins Modell zahlen sich messbar aus. Studien zeigen, dass Organisationen mit strukturiertem Change Management 33 Prozent häufiger ihre Projektziele erreichen und dabei 20 Prozent niedrigere Projektkosten haben.

Besonders deutlich wird der ROI bei der Betrachtung von Folgekosten: Unzureichend stabilisierte Veränderungen (mangelhafte Refreeze-Phase) führen häufig zu kostspieligen Nachbesserungen, Schulungsaufwand und Produktivitätsverlusten.

Ein mittelständisches Unternehmen berechnete beispielsweise die Kosten eines gescheiterten ERP-Rollouts auf 2,3 Millionen Euro – hauptsächlich durch unvollständige Change-Prozesse verursacht. Die Wiederholung des Projekts nach Lewins 3-Phasen-Modell kostete zusätzliche 400.000 Euro, sparte aber durch den nachhaltigen Erfolg jährlich 800.000 Euro operative Kosten ein.

Zukunftsperspektiven: Change Management Freeze Unfreeze Refreeze

Die digitale Transformation beschleunigt sich kontinuierlich, doch die Grundprinzipien des Lewin Change Management bleiben relevant. Künstliche Intelligenz, Automatisierung und neue Arbeitsmodelle erfordern zwar angepasste Methoden, aber die psychologischen Grundlagen des Wandels ändern sich nicht.

Aktuelle Entwicklungen zeigen sogar eine Renaissance strukturierter Change-Ansätze: Nach Jahren des "agilen Experimentierens" erkennen Organisationen den Wert systematischer Transformation. Besonders in kritischen Bereichen wie Cybersecurity, Compliance oder Risikomanagement gewinnt die Stabilität des Refreeze-Konzepts wieder an Bedeutung.

Für Entscheider bedeutet dies: Investieren Sie in Change-Kompetenz als Kernfähigkeit Ihrer Organisation. Das Lewin Change Management Model bietet dabei ein bewährtes Fundament, das sich flexibel mit modernen Ansätzen kombinieren lässt.

Erfolgreiches Change Management nach Lewin erfordert Geduld, Systematik und klare Führung. Doch die Investition zahlt sich durch nachhaltige Transformation und measurbar bessere Projektergebnisse aus. In einer Zeit kontinuierlichen Wandels wird die Fähigkeit zum systematischen Change Management zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil – sowohl für private Unternehmen als auch für öffentliche Verwaltungen.

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