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DORA Compliance: Wettbewerbsvorteil durch digitale Resilienz

Geschrieben von Bonpago | Aug 8, 2025 1:50:32 PM
1.  Die fünf Säulen der DORA Compliance verstehen
2.  Kritische Drittanbieter-Risiken bei DORA Compliance managen
3.  Informationsaustausch und Governance-Strukturen etablieren
4.  Praktische Umsetzung der DORA Informationssicherheit
5.  Compliance-Monitoring und kontinuierliche Verbesserung
6.  Kostenoptimierte Implementierungsstrategien
7.  Herausforderungen bei der grenzüberschreitenden Umsetzung
8.  Zukunftssichere DORA-Strategien entwickeln
9.  Fazit: DORA Compliance als Wettbewerbsvorteil nutzen
 

Die Frist für DORA Compliance rückt näher: Ab dem 17. Januar 2025 müssen Finanzunternehmen in der EU die strengen Anforderungen der Digital Operational Resilience Act erfüllen. Während viele Verantwortliche noch davon ausgehen, dass ihre bestehenden IT-Sicherheitsmaßnahmen ausreichen, zeigt die Praxis: DORA geht weit über herkömmliche Cybersecurity hinaus. Die Verordnung verlangt einen systematischen Ansatz für die digitale operative Resilienz, der alle kritischen Geschäftsprozesse und Drittanbieter-Beziehungen umfasst.

Für CFOs und IT-Leiter bedeutet das konkret: Sie müssen nicht nur technische Schwachstellen identifizieren, sondern auch organisatorische Strukturen schaffen, die bei digitalen Störungen eine schnelle Wiederherstellung des Geschäftsbetriebs gewährleisten. Diese Anforderung betrifft besonders Banken, Versicherungen, Investmentfirmen und kritische Drittanbieter im Finanzsektor.

Die fünf Säulen der DORA Compliance verstehen

DORA strukturiert die Anforderungen an die digitale operative Resilienz in fünf klar abgegrenzte Bereiche. Diese Struktur hilft Ihnen dabei, ein systematisches Compliance-Programm aufzubauen und alle relevanten Aspekte abzudecken.

Der erste Bereich umfasst das ICT-Risikomanagement. Hier müssen Sie ein umfassendes Framework etablieren, das alle informations- und kommunikationstechnischen Risiken identifiziert, bewertet und steuert. Das bedeutet konkret: Sie benötigen dokumentierte Prozesse, klare Verantwortlichkeiten und regelmäßige Risikobewertungen für alle kritischen IT-Systeme.

Die Meldung ICT-bezogener Vorfälle bildet die zweite Säule. DORA verlangt strukturierte Meldeprozesse an die zuständigen Aufsichtsbehörden. Sie müssen dabei zwischen schwerwiegenden und weniger kritischen Vorfällen unterscheiden und entsprechende Meldefristen einhalten. Ein Vorfall mit systemkritischen Auswirkungen muss beispielsweise innerhalb von vier Stunden initial gemeldet werden.

Digital Operational Resilience Testing als dritte Komponente geht über herkömmliche Penetrationstests hinaus. Sie müssen regelmäßige Tests Ihrer Systeme durchführen, die sowohl technische als auch organisatorische Aspekte berücksichtigen. Dazu gehören auch Threat-Led Penetration Tests für besonders kritische Finanzunternehmen.

Kritische Drittanbieter-Risiken bei DORA Compliance managen

Die vierte Säule – das Management von ICT-Drittanbieter-Risiken – stellt für viele Unternehmen die größte Herausforderung dar. DORA Compliance erfordert eine lückenlose Übersicht über alle kritischen Drittanbieter und deren potenzielle Auswirkungen auf Ihre Geschäftsprozesse.

Sie müssen zunächst alle ICT-Dienstleister identifizieren und nach ihrer Kritikalität klassifizieren. Ein Cloud-Anbieter, der Ihre Kernbankensysteme hostet, fällt beispielsweise in die Kategorie der kritischen Drittanbieter. Für diese gelten verschärfte Überwachungs- und Vertragspflichten.

Die Vertragsgestaltung mit kritischen Drittanbietern muss spezifische DORA-Anforderungen berücksichtigen. Dazu gehören detaillierte Service Level Agreements, klare Kündigungsrechte bei Compliance-Verstößen und umfassende Audit-Rechte. Sie benötigen außerdem dokumentierte Exit-Strategien für den Fall, dass ein kritischer Dienstleister ausfällt oder den Vertrag beendet.

Ein praktisches Beispiel: Wenn Ihr Zahlungsdienstleister von einer Cyberattacke betroffen ist, müssen Sie binnen Stunden alternative Lösungen aktivieren können. Das erfordert nicht nur technische Backup-Systeme, sondern auch vorbereitete Verträge mit alternativen Anbietern und getestete Umschaltprozesse.

Informationsaustausch und Governance-Strukturen etablieren

Die fünfte Säule behandelt den Informationsaustausch über Cyber-Bedrohungen. DORA Compliance verlangt von Ihnen, relevante Bedrohungsinformationen mit anderen Finanzunternehmen und Behörden zu teilen. Das schafft ein Sektor weites Frühwarnsystem, erfordert aber auch entsprechende interne Prozesse und Technologien.

Sie müssen Strukturen schaffen, die es ermöglichen, Bedrohungsinformationen schnell zu verarbeiten und an die relevanten internen Stellen weiterzuleiten. Ein Security Operations Center sollte beispielsweise in der Lage sein, eingehende Threat Intelligence automatisiert zu bewerten und entsprechende Schutzmaßnahmen zu aktivieren.

Die Governance-Strukturen für DORA Compliance erfordern klare Verantwortlichkeiten auf Vorstandsebene. Das Management muss regelmäßig über den Status der digitalen operativen Resilienz informiert werden und strategische Entscheidungen zur Risikotoleranz treffen. Dabei geht es nicht nur um IT-Sicherheit, sondern um die Geschäftskontinuität des gesamten Unternehmens.

Praktische Umsetzung der DORA Informationssicherheit

Die DORA Informationssicherheit unterscheidet sich fundamental von traditionellen IT-Security-Ansätzen. Während klassische Cybersecurity primär auf den Schutz vor Bedrohungen fokussiert, verlangt DORA einen holistischen Ansatz, der operative Resilienz in den Mittelpunkt stellt.

Konkret bedeutet das: Sie müssen nicht nur verhindern, dass Angriffe erfolgreich sind, sondern auch sicherstellen, dass Ihr Unternehmen bei erfolgreichen Angriffen schnell handlungsfähig bleibt. Das erfordert redundante Systeme, automatisierte Failover-Mechanismen und regelmäßig getestete Wiederherstellungsprozesse.

Ein Beispiel aus der Praxis: Eine Bank implementiert für ihre Online-Banking-Plattform nicht nur klassische Sicherheitsmaßnahmen wie Firewalls und Intrusion Detection Systeme. Zusätzlich etabliert sie geografisch verteilte Backup-Systeme, die bei einem Ausfall der Hauptsysteme binnen Minuten die volle Funktionalität übernehmen können. Die Umschaltung wird monatlich getestet und die Ergebnisse werden dokumentiert.

Die technische Umsetzung erfordert oft erhebliche Investitionen in neue Infrastrukturen. Sie sollten dabei jedoch den ROI im Blick behalten: Die Kosten für DORA Compliance sind in der Regel deutlich geringer als die potenziellen Schäden durch operative Ausfälle oder regulatorische Sanktionen.

Compliance-Monitoring und kontinuierliche Verbesserung

DORA Compliance ist kein einmaliges Projekt, sondern erfordert kontinuierliche Überwachung und Anpassung. Sie müssen Systeme etablieren, die permanent den Status Ihrer digitalen operativen Resilienz bewerten und Verbesserungspotenziale identifizieren.

Key Performance Indicators für DORA Compliance umfassen beispielsweise die durchschnittliche Wiederherstellungszeit bei Systemausfällen, die Anzahl und Schwere von Sicherheitsvorfällen sowie die Verfügbarkeit kritischer Geschäftsprozesse. Diese Metriken müssen regelmäßig an die Aufsichtsbehörden gemeldet werden.

Die kontinuierliche Verbesserung erfordert auch eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen. IT, Risk Management, Compliance und Geschäftsbereiche müssen koordiniert zusammenarbeiten, um ein effektives Resilienz-Management zu gewährleisten.

Ein bewährter Ansatz ist die Einrichtung eines Digital Operational Resilience Committee, das quartalsweise tagt und strategische Entscheidungen zur Weiterentwicklung der Resilienz-Capabilities trifft. Dieses Gremium sollte direkten Zugang zur Geschäftsleitung haben und über entsprechende Budgetverantwortung verfügen.

Kostenoptimierte Implementierungsstrategien

Die Implementierung von DORA Compliance muss nicht zu explosionsartigen Kostenentwicklungen führen. Eine strukturierte Herangehensweise ermöglicht es, die notwendigen Investitionen über mehrere Jahre zu verteilen und gleichzeitig Quick Wins zu erzielen.

Priorisieren Sie zunächst die kritischsten Systeme und Prozesse. Ein Kernbanken-System hat beispielsweise höhere Priorität als administrative Back-Office-Anwendungen. Durch diese Fokussierung können Sie mit begrenzten Ressourcen maximale Compliance-Wirkung erzielen.

Nutzen Sie außerdem Synergien mit bestehenden Compliance-Programmen. Viele Anforderungen von DORA überschneiden sich mit anderen regulatorischen Vorgaben wie der GDPR oder nationalen IT-Sicherheitsgesetzen. Integrierte Compliance-Ansätze reduzieren sowohl Kosten als auch organisatorische Komplexität.

Cloud-basierte Lösungen können dabei helfen, die Implementierungszeiten zu verkürzen und Betriebskosten zu senken. Spezialisierte DORA-Compliance-Tools ermöglichen es, komplexe Monitoring- und Reporting-Anforderungen automatisiert zu erfüllen, ohne umfangreiche interne Entwicklungskapazitäten aufbauen zu müssen.

Herausforderungen bei der grenzüberschreitenden Umsetzung

Für Finanzunternehmen mit internationalen Aktivitäten entstehen zusätzliche Komplexitäten bei der DORA Compliance. Die Verordnung gilt zwar nur für EU-Aktivitäten, aber die praktische Umsetzung erfordert oft globale Anpassungen der IT-Infrastrukturen und Prozesse.

Besonders herausfordernd ist das Management von Drittanbietern, die sowohl EU- als auch Nicht-EU-Dienstleistungen erbringen. Sie müssen sicherstellen, dass die DORA-Anforderungen auch für die EU-relevanten Teile dieser Services erfüllt werden, ohne die globalen Vertragsbeziehungen zu gefährden.

Die Datenübertragung zwischen verschiedenen Jurisdiktionen muss dabei den DORA-Sicherheitsanforderungen entsprechen. Das kann bedeuten, dass bestehende globale Netzwerkarchitekturen angepasst oder zusätzliche Sicherheitsebenen implementiert werden müssen.

Zukunftssichere DORA-Strategien entwickeln

DORA ist erst der Anfang einer zunehmend stringenten Regulierung der digitalen operativen Resilienz im Finanzsektor. Sie sollten Ihre Compliance-Strategie daher so gestalten, dass sie auch zukünftige regulatorische Entwicklungen antizipiert und flexibel darauf reagieren kann.

Investieren Sie in skalierbare Technologie-Plattformen, die sich an veränderte Anforderungen anpassen lassen. APIs und microservices-basierte Architekturen ermöglichen es beispielsweise, neue Compliance-Module schnell zu integrieren, ohne die bestehende Infrastruktur grundlegend umbauen zu müssen.

Die Zusammenarbeit mit Technologie-Partnern wird dabei zunehmend wichtiger. Spezialisierte Anbieter können oft kosteneffizienter innovative Compliance-Lösungen entwickeln und betreiben, als dies intern möglich wäre. Achten Sie dabei jedoch darauf, dass diese Partner selbst den DORA-Anforderungen für kritische Drittanbieter entsprechen.

Fazit: DORA Compliance als Wettbewerbsvorteil nutzen

DORA Compliance ist mehr als eine regulatorische Pflichtübung – es ist die Chance, die digitale operative Resilienz Ihres Unternehmens systematisch zu stärken und damit einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil aufzubauen. Unternehmen, die DORA proaktiv und umfassend umsetzen, werden nicht nur regulatorische Risiken minimieren, sondern auch ihre operative Effizienz und Kundenvertrauen stärken.

Die erfolgreichste Herangehensweise kombiniert technische Excellence mit organisatorischer Transformation. Beginnen Sie jetzt mit einer systematischen Gap-Analyse Ihrer aktuellen Capabilities und entwickeln Sie einen strukturierten Implementierungsplan. 

Investieren Sie in die richtigen Technologien, Prozesse und Partnerschaften. DORA Compliance ist eine Investition in die Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens im digitalisierten Finanzsektor. Unternehmen, die diese Chance ergreifen, werden sich als vertrauensvolle und resiliente Partner im Markt positionieren können.